Aktuelles

Joint Venture @ Riva del Garda 2022

Wie alles begann:

Wie so oft werden zum Jahreswechsel Pläne und gute Vorsätze für das neue Jahr geschmiedet. Für Guido hieß das, sich mit seiner vor der Pandemie erworbenen „Joint Venture“ endlich im Regattafeld mit anderen J70 zu messen und für den ABC mal wieder auf einer auswärts Regatta Flagge zu zeigen. Am 04. Januar geht er per Mail auf die Suche nach interessierten und begeisterungsfähigen Mitstreitern, die sich auch schon bald finden. Monate der Vorbereitung, Planung, ISAF Klassifizierung, Ausrüstungsbeschaffung und natürlich Training auf dem heimischen Revier folgen und dann endlich war es soweit:

 In Riva erwartete uns das größte Feld des diesjährigen J70-Cups in Italien. Traditionell ist der letzte Act von insgesamt vier Regatten (Punta Ala; Alassio; Rimini und Riva del Garda) auch immer die Italienische Meisterschaft und so standen am Ende 75 Schiffe aus 16 Nationen (u.a. aus Australien, Neuseeland, Indonesien, Brasilien, USA, Portugal, Monaco) auf der Meldeliste bei Fraglia della Vela Riva.

Schon Sonntag an unserem Anreisetag (Guido & Stefan) wehte ein kräftiger Vento, Sonne satt und Temperaturen jenseits der 30°C und erfreuliche 24°C Wassertemperatur … und das sollte nach den lokalen Vorhersagen auch für die ganze Woche so bleiben! Also beste Bedingungen!!!

Nachdem am Montag, Riggen und Einwassern im Yachthafen von Torbole erledigt waren, haben wir uns am Dienstag erst einmal eine Pause gegönnt bevor wir am Mittwoch das Schiff in den ausrichtenden Club in Riva verlegt und das Registrierungsprozedere abgewickelt haben. Die Registrierung verlief völlig entspannt, da Guido alle Unterlagen im Vorfeld vorab online eingereicht hatte. Eine halbe Stunde und alles war erledigt.

Mittwochabend dann Anreise der restlichen Crew, Micki und Axel, der kurzfristig für Sebastian, der sich bei einem Fahrradunfall fünf Tage vor dem Start zwei Rippen angebrochen hatte, eingesprungen war .

Donnerstag ging es am Nachmittag dann auf’s Wasser. In der neuen Besetzung unser erstes und einziges Training. Vier Stunden Einsegeln in neuer Rollenverteilung mussten reichen, um genügend Selbstvertrauen für die vor uns liegenden Tage aufzubauen. Der Skipper war mit seinem Team und dem Boot zufrieden.

Tag 1

Die Steuermannsbesprechung hatte es in sich! Die Ansprache des Regattaleiters glich eher einem Hochamt mit erhobenem Zeigefinger von der Kanzel.

Tenor in aller Deutlichkeit. Ihr seid gefährlich, ihr tragt da vorne am Bug eine Waffe und wer blank zieht vor der Ablauftonne fliegt sofort raus. Und damit das auch ja keiner falsch verstehen konnte, hat er das noch mehrfach wiederholt. Offen gesprochen, wir haben uns ein wenig irritiert angesehen und ohne es auszusprechen hat sich wohl jeder von uns die Frage gestellt, wo wir denn hier gelandet sind?

(Nur so viel vorab, nach dem ersten Gennaker-Kurs, im Zickzack Richtung Leetor, mit Speed von bis zu 15 kn, entsprechender Welle und 75 Booten auf Backbord- und Steuerbordbug wussten wir nach der ersten Umrundung am Leetor genau was er gemeint hatte… Wahnsinn!!!).

Und dann gings auch schon los…

Die Windfabrik liefert!

Am ersten Regattatag funktionierte die Thermik hervorragend – 13 Uhr Start und 20kn Wind! Wir starten unterm Schiff, leider benötigte die Flotte und die Regattacrew vom Club so einige Startversuche unter „U“ bis es dann doch endlich unter „Black“ zur ersten Wettfahrt auf den Kurs ging. Wir schafften dann die maximale Anzahl an Tagesrennen und kamen nach 3 Läufen und einem tollen Tag auf dem Gardasee wieder in den Hafen. Wir hatten nicht nur viel Spaß, sondern auch an Selbstbewusstsein deutlich hinzugewonnen. Der Skipper war zufrieden…

 Tag 2

Ähnliche Bedingungen, wie an Tag 1, wir starten wieder am Schiff – doch es lief nicht rund bei uns. Ein paar vergeigte Gennaker Manöver …

und die Euphorie von Tag eins war erst einmal verflogen. Fazit: Uns fehlt die Routine, das Zusammenspiel verläuft nicht intuitiv (woher auch?) und, das Schiff betrachtet; wir laufen nicht genug Höhe auf der Kreuz. Eine Analyse der Fotos und Videos während der Nacht bringt die Erkenntnis. Der Traveller muss deutlich mehr in Luv gefahren werden und wir brauchen mehr Mast-Fall.

Tag 3

Nach dem Plan der Wettfahrtleitung sollte um 11 Uhr Start sein – der Vento riet aber vorerst zur Startverschiebung. Aber nur kurz!. Gegen 10:30 ging es dann zum Finaltag raus auf’s Wasser. Und auch der Wind strengte sich noch einmal an und brachte uns gute 18-20 kn.  Bedingungen wie schon an den Vortagen. Mit den Erkenntnissen aus den nächtlichen Analysen lief es dann deutlich besser. Auf der Kreutz halten wir Höhe und Geschwindigkeit und auf der Glitsch, ist das Schiff kaum noch zu bändigen und will nur noch fliegen… Yeah!!!

Hier zeigt die „J“ ihr wahres Gesicht! Das des „puristischen Extremsportgeräts“, das wir bislang vom Rursee noch nicht in Gänze kennen gelernt hatten. Einfach der Wahnsinn! Du vergisst die Welt um dich herum im Rausch der Geschwindigkeit und der Lärm der Kräfte an Rigg und Kiel benebeln deine Sinne, -Ekstase pur…“Sailing could be better but we don‘t know how!!!“ Davon werden wir noch lange träumen…

Am Ende stand für uns der Platz 66 von 75 gemeldeten Teams, davon 50 Profiteams u.a. mit Americas Cup Teilnehmern wie J. Kosteki, der auch als Skipper für Eigner und Organisator Michael Illbruck im Volvo Ocean Round the World Race 2001/2002 Gesamtsieger wurde und jetzt beide mit J70 „Pinta“, ein Traditionsname, bekannt aus der deutschen Hochseeseglerscene der 70/80 Jahre am Start, sowie diverse mehrfache Europa-, Nord-Amerika- und Weltmeister der Melges und J70 Klasse auf der Liste.

Die Senioren-Crew, die wir wohl in diesem Umfeld ganz sicher waren, einschließlich Skipper ist mit dem erzielten Ergebnis zufrieden.

Es war für uns alle ein unglaubliches Erlebnis. Wir sind als Team gereift, haben viel gelernt, eine Menge Spaß gehabt und Mensch und Maschine unversehrt nach Hause gebracht. Es war eine Erfahrung, die wir gerne teilen möchten…

Wir haben Blut geleckt…!!!! The Show will go on!!!    

Weitere Beiträge