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Mit Hängematte und Kokos in die Südsee 2022

day one

Anfang September. Köln. Tankstelle. Grau. Regen. Perfekt….

So oder so ähnlich war der erste Morgen des lang ersehnten Herbsttörns mit „SVEA“ und den „Jungs“, als Skip ein Drittel der Crew einsammelt und Richtung Norden bugsiert.

Münster. Wolkig. Kein Regen. Bremen. Leichte Bewölkung. Warm. Hamburg. Sonnig. Ziemlich warm. Glücksburg. Sehr sonnig. Sehr warm.

Geht doch mit dem Wetter. Skip und das erste Crew Drittel kaufen mit deutlichem Hunger die realen und gefühlten Rationen für die lange Reise in die Südsee. Den Fehler kennt man eigentlich auch aus dem Leben als Landratte…Wie immer die Frage, wohin mit dem ganzen Zeug, aber Dank der unendlichen Tiefen der Schapps und Bilgen verschwindet alles bis zum Gebrauch, so man es denn tatsächlich braucht…Bis auf das Bier, das muss allzeit griffbereit und gut temperiert gebunkert werden, schon hat das erste Drittel der Crew eine erste feste Position in der Aufgabenverteilung an Bord:  Getränkewart.

Skip und das erste Drittel bekämpfen den aufflammenden Hunger mit einer amtlichen Portion Fisch in Haukes Hafenrestaurant, in dem sich gleichzeitig eine Hochzeitgesellschaft stetig an den Grad der Trunkenheit heranarbeitet, der es erlaubt, wildfremde Sailors an die Theke zu zerren und zum Getränk zu nötigen. Ein Getränk – ok, schwierig wird es, wenn der Gastgeber den Überblick verliert und Skip und das erste Drittel wegen beidhändigen Haltens der vollen Biergläser am simulierten Widerstand gehindert werden.  Der wäre allerdings auch zwecklos gewesen.

day two

Das erste Drittel dübelt sich ein große Mugg schwarzen Kaffee in den Schädel. Soll helfen. Sagt man. Skip und das erste Drittel entspannen, machen klar Schiff. Die erste Einweisung in das Schiff und Sicherheit an und unter Deck machen müde Sailors munter.

Ist sowieso ausreichend Zeit. Das zweite Drittel läuft nämlich mit dem blauen Bulli gegen nachmittag ein. Aus dem Urlaub in den Urlaub, wohlgemerkt.

Weiterer Tagesverlauf, siehe day one, allerdings in Komplettbesetzung. Christian, Manu und Jogi. Ohne Hochzeitsgesellschaft und deren Kollateralschäden. Windvorhersage NE 5-6. Bedeckt.

day three

Kaffee, Ei mit Speck, Motorcheck, Wetterupdate, Gerätecheck, Manöverabsprache, Rettungswesten an, ab die Post. Auf der Förde schon anständiger Wind um 5 Bft, wie vorhergesagt aus NE. Perfekt, wenn man nach NE segeln will. Kreuzen ist das Motto des Tages, wird sich konstant durch den Tag ziehen. Reff II, Arbeitsfock, strahlende Gesichter, Skip und Crew noch in Pampers und Seestiefeln verpackt. Jogi kann es mal wieder nicht lassen und erklärt jeden Segler im Radius von 3 sm zum Gegner. Ständiges Zupfen und Ziehen an allen möglichen Strippen entlocken der alten Dame hier und da gefühlt 1/10 Knoten mehr an Speed. Skip nimmt es gelassen schmunzelnd zur Kenntnis. Crew feiert jeden überholten Segler mit einer virtuellen Kerbe im Steuerrad.

Gelegentliches Erstaunen, warum wir gegen eine 48 er X – Yacht nicht ankommen, wird zum Running Gag. Zunehmender Wind 6 Bft und Wenden, wenden, wenden.

Perfektes timing, in Sønderborg an der Klappbrücke rutscht Manu mit leicht angespannter Miene im Pulk zwischen Entgegenkommern und dem Brückenpfeiler unter der ersten Klappbrücke seines nautischen Lebens durch. Gefeiert von Skip und dem dritten Drittel.

Als – Sund und Als – Fjord sind ein ideales Trainingsrevier für Wenden im  Minutentakt. Immer an der 10 m Linie entlang, bis die Arme vom Kurbeln lahm werden. Erschwerend sind die Fahrwassertonnen, die man ja zu allem Überfluss auch noch an der richtige Seite zu nehmen hat. Dank der Kompromisslosigkeit des Skippers.

Irgendwann ist auch die wüsteste Kreuzerei zu Ende. Vor allem dann, wenn man mit kühlen dänischem local beer in der warmen Sonne sitzt und gemeinsam über die Welt und das Abendessen sinniert. Wenn dann noch der Hafenmeister den Grill anwirft….

day four

Take-off nach gewohntem Ritual. Kurs N später E. Blöd nur, dass der Wind auf N dreht und weniger als vorhergesagt ist. Kreuzen können wir ja mittlerweile, aber das Vorsegel ist zu klein. So weit, so gut. Skip: „Wird schon noch mit dem Wind!“. Crew: „Wie viele Segel hast du eigentlich an Bord?“ Skip: „Weiss nicht so genau.“, wohl wissend, was jetzt kommt.

Crew: „Die fette Genua?“ Skip: „Hm, glaube schon“ ( denkt: nee, das meinen die nicht ernst, bei 30° in die Segellast kriechen, den Segelsack über den eigenen Bauch durch die Achterkammer zerren. Was ein Gerödel).

Ergebnis dieses Dialoges: Skip kriecht bei 30 ° in die Segellast und windet sich, den fetten Segelsack über den eigenen Bauch zerrend, durch die Achterkammer.

Danke Jungs! Das allergrößte Problem ist allerdings, dass die Männer 100 % recht hatten. Ok, als Skip muss man ja immer ein bisschen jaulen. Aber diese fette Genua zieht nen Tanker vom Anker! Speed bei Höhe ohne Ende. Das Schiff macht Freudensprünge, man merkt ihr die Power an, die das Segel entwickelt. Der Tacho geht selbst an der Kreuz an die 7 kN.

Segeln bei strahlender Sonne im T- Shirt mit diesen Jungs, was soll da noch kommen?

Der zwischenzeitlich schwächelnde Wind erholt sich nach einer kräftigen Gabe Sherry für Rasmus und dreht wieder in Richtung 5-6 Bft. auf, natürlich mit einem Dreher nach E, wo wir doch nach E segeln…Kreuzen mit Genua und Traveller ist bekanntlich ein besonderer Genuss.

Manus erster Spontanleger in Søby bei böigen 6 Bft von der Seite in die Box hat hohen segelpädagogischen Wert und wird mit standesgemäßen Flens(en) gefeiert.

Schiff und Crew sind wohlauf.

Day five

Ritual siehe day three. Wetter siehe day four. Stimmung siehe day four. Besegelung siehe day four. Kreuzen siehe day four. Allerdings dieses Mal als Bonustrack im extrem engen Fahrwasser des Myrkedyp. Fahrwassertonnen zum Abhaken, nicht den Überblick verlieren und nicht mit 6 KN auf die Flachs donnern. Skip und Crew sind hochkonzentriert. Jogi sorgt für Speed und Höhe, Manu steuert mit Fingerspitzengefühl, Skip genießt das Zusammenspiel und verwöhnt die Crew mit diversen Leckereien in den kurzen Entspannungspausen. Manche Tonnenpaare liegen doch tatsächlich in „Butterbrotschmierzeitspannen-Entfernung“. Manus zweiter Anleger in Marstal wird wieder gebührend gefeiert, auch dieses Mal sind Schiff und Crew wohlauf.

Day six

Das wird der Tag der Tage. Von Marstal in die Flensburger Förde. Und das bei Wind aus E um 4Bft. Riecht verdammt nach endlosem Spi fahren, nur begrenzt durch die Wahl des Zielhafens. Morgenritual siehe oben, nur mit dem kleinen Unterschied, dass wir schon im Hafen von Marstal die Segel setzen und knapp an der zugelassenen V-max von 4 KN durch die Einfahrt schlüpfen, um dann scharf nach Steuerbord Richtung Ansteuerungstonne abzubiegen.

Sonne, Genua, beste Laune…

Dann die befürchtete Frage der Crew: „Sag mal, hattest du nicht nen Spi an Bord?“ Der restliche Verlauf ist bei day four nachzulesen. Ersetze „Genua“ durch „Spi“.

Und die Jungs haben ja so recht.

Day six entwickelt sich zum besten Segeltag, den SVEA in der Saison 2022 erlebt hat. Acht Stunden Spisegeln im T-Shirt, wolkenlosem Himmel und einer Sonne wie im Hochsommer. Zielhafen ist Langballigau in der Aussenförde. Genauer gesagt, die Fischbude am Hafen mit den besten Matjesbrötchen nördlich der Schlei. Vor dem Hafen die Plünnen runter. Manu auf Station, bereit zum Anleger das Tages. Der Blick zwischen die Molen zeigt schon, dass andere die Idee mit dem Fischbrötchen bei kühlem Bier und Blick in die untergehende Sonne auch erwogen und umgesetzt haben.

Erkennbar ist kein Liegeplatz mehr frei. Rückwärts in die engen Boxengassen rein auf der Suche nach einem freien Platz ist das Manöver der Wahl. Total erfolgloses Unterfangen, also noch mal nen Kringel und längsseits an ein etwas kleineres Schiff. Passt alles, da der Wind uns nicht auf den Nachbarn drückt. Alle Leinen fest, alles gut. Der Hafenmeister hat uns so lange zugesehen, bis wir alles fest haben, alle Leine ausgetüddelt sind und wir das Bier aufmachen wollen. Dann, erst dann, weist er uns eine Box am Ende einer zuvor inspizierten Gasse zu. Also, alles wieder enttüddeln, ablegen, rückwärts in die Gasse und gegen den Wind in die Box. Alles easy, auch wenn die Boxengasse kaum einen Meter breiter ist als SVEA lang. Bis zum dicken Bauch passt sie in die Box, dann klemmt es.

Wenn die Box 15 cm schmaler ist als das Schiff breit funktioniert das nur, wenn man richtig Schwung hat. Wobei dann immer noch die Frage unbeantwortet bleibt, ob man ohne Schwung auch wieder aus der Box rauskommt… Skip hatte das schon im Gefühl, aber ein Zurück gibt es dann nicht mehr.

Ok, es gibt deutlich ausweglosere Situationen.

Also vorsichtiges Vor- und Zurück, Schraubeneffekt, Drehen über eine Spring, das ganze Programm bringt uns wieder entspannt in die Gasse. Am Gassenende ist der Riggerplatz, da können wir längsseits festmachen.

Geht nur rückwärts ran (natürlich unter persönlicher Bewachung des Flaggstocks. Sprich, raus damit, bevor er bricht), Achterleine an Land fest und dann mit Vorwärtsgas an die Pier ziehen. Vorne und hinten nur jeweils 40 cm Platz. Großes Hafenkino, sieht wohl mit der tiefenentspannten SVEA-Crew sehr lässig aus. Die Seh-Leute haben offenbar auf den großen Crash gewartet. In diesem Punkt haben wir sie enttäuschen müssen.

Nicht enttäuscht wurden sie von einer Charter Crew, die mit Vollspeed vor dem Wind und einem deutlich längeren und breiteren Boot als SVEA versucht haben, in die Box zu kommen, an der wir zuvor geklemmt haben.

Seemannschaft par excellence! Jeder möge seine Fantasie spielen lassen, das Ergebnis ist garantiert nichts gegen das, was sich dort abgespielt hat.

day seven

Pyjamastart, um vor dem angekündigten Sturm im Heimathafen zu sein. Plan geht auf.

Ship shape. In die Hafenkneipe zum Grillbuffet. Zur Abwechslung keine Hochzeitsgesellschaft, dafür diverse Ouzo gegen den Abschiedsschmerz und eine extra Portion  Seeteufel nur für uns von Hauke spendiert….

Jungs, DANKE für diese außergewöhnliche Segelwoche mit Euch! Gut … für das Wetter hat natürlich Skip gesorgt.

Ach so, fällt mir gerade ein, wieso eigentlich der Titel? „Mit Hängematte und Kokos in die Südsee“

Na ja, die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Die Hängematte ist sowieso immer an Bord, wir waren in der Südsee, wenngleich es auch nur „die dänische Südsee“ war und Kokos hatten wir in Form von Kokosmilch auch an Bord….

Aber klingt schon irgendwie spannend….

Bericht von SY SVEA    September 2020   Christian, Jogi, Manu

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